Die Einherjer: Helgrind (German Edition) by Pascal Wokan

Die Einherjer: Helgrind (German Edition) by Pascal Wokan

Autor:Pascal Wokan [Wokan, Pascal]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 2020-05-16T16:00:00+00:00


Die neunte Rune

Elf Jahre, neun Monate und zehn Tage früher

Angst ist eine gesunde Empfindung, solange sie einen zum Nachdenken bringt.

»Du bist dir tatsächlich sicher, dass du das tun willst?«, fragte Balder gedehnt. »Es ist mir ein dringendes Anliegen, dich darauf hinzuweisen, dass du offenbar den Verstand verloren hast, Einherjer.«

»Ich bin kein Einherjer mehr«, erwiderte ich.

»Sicherlich bist du das.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Es ist mir unbegreiflich, wie einfältig ihr Menschen sein könnt, obwohl die Wahrheit auf eurer Türschwelle steht. Die Rune Sowilo hat dich auserwählt und du bist mit ihr verbunden – selbst hier in Helheim. Diese Verbindung kann nicht einfach so zerstört werden.«

»Du weißt nicht, wovon du da redest. Sowilo ist fort, das dünne Band zu meinem Hammer ist ebenfalls vergangen.«

»Ich weiß durchaus, was genau ich hier anspreche. Bedenke, auch die Götter sind mit den Runen des Futharks verbunden.«

»Wenn du meinst. Ich weiß jedenfalls, dass es vorbei ist. Ich bin kein Einherjer mehr.«

»Falls du das wirklich glaubst, dann bist du noch einfältiger, als ich dachte. Die entzückende Hel treibt ihr Spiel mit dir und missbraucht dich für ihre Zwecke. «

»Wäre zumindest nichts Neues. Scheiße, es geht doch jedem nur um seinen eigenen Hintern. Aber Hel«, ich warf dem Gott einen knappen Seitenblick zu, »Hel ist anders. Sie ist ehrlich und sagt, was sie denkt. Keine Spielchen, keine Hintertüren. Ein Auftrag, ehrlich und rein. Und am Ende weiß ich genau, was ich zu tun habe.«

»Dann bist du wahrhaftig das erste Wesen in der Schöpfungserzählung, das etwas für die zwiespältige Göttin des Todes übrig hat. Hier hat sich wohl Gleiches mit Gleichem verbunden.«

»Mir wurde schon öfter gesagt, dass ich aus Tod gemacht bin. Es wundert mich also keineswegs, dass du hier eine Verbindung siehst.«

»Nun, dann befürchte ich, dass du verloren bist, Huskarl.«

Ich schwieg und blieb ihm damit eine Antwort schuldig. Wir hockten auf einem flachen Stein am Hang, der sich über der Stadt der Toten erhob. Unter uns war reges Treiben erkennbar. Menschen gingen auf den Straßen umher, Kinder rannten durch die Gegend, an einem Stand wurde Brot feilgeboten. Blickte ich nach links, sah ich Getreidefelder, soweit das Auge reichte. Das Getreide wirkte fahl und vertrocknet, dennoch reichte es aus, um für Brot und Gebäck verwendet zu werden. Auch in Helheim konnte man sterben, dahingerafft von einer schlimmen Krankheit oder ermordet von einem anderen Toten. Man konnte aber nicht aufgrund des Alterns sterben. Hel hatte mir erklärt, dass Helheim entgegen der weit verbreiteten Ansicht kein Ort der Bestrafung war. Genau wie sie eine lichte und dunkle Seite besaß, war ihr Reich in zwei Ebenen unterteilt. Erst hatte ich es ihr nicht geglaubt, nun kam ich aber zu der Überzeugung, dass etwas Wahres an ihren Worten war. Diesem Ort haftete eine eigene Schönheit an .

Während ich den Menschen bei ihrer Arbeit zusah, kam mir alles so schrecklich normal vor. Zwar sprachen diese Menschen wenig und wirkten häufig tief in sich gekehrt, es gab an diesem Ort aber auch so etwas wie Wärme. Ich konnte Familien sehen, oder Krieger, die gemeinsam mit ihren Ahnen über die Straße schlenderten.



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